Mit dem Begriff der Achtsamkeit konnte ich lange Zeit nicht viel anfangen. Vielleicht, weil dieser Begriff scheinbar erst in den letzten Jahren besonders viel Aufmerksamkeit bekommen hat? Oder vielleicht, weil es diesen Begriff vor 15 oder 20 Jahren gar nicht in dieser Bedeutung gab – zumindest nicht in dem Umfeld, in dem ich mich zu der Zeit bewegte? Ich weiß es nicht. Allerdings habe ich festgestellt, dass Achtsamkeit für mich an Relevanz gewonnen hat. Je älter ich werde, umso achtsamer gehe ich beispielsweise mit meiner Gesundheit um. Oder mit meinen Mitmenschen. Oder mit Dingen um mich herum.
Was ist Achtsamkeit?
In Achtsamkeit steckt das Wörtchen „achtsam“, das laut Duden zwei Bedeutungen hat: 1. aufmerksam, wachsam und 2. vorsichtig und sorgfältig. Bezogen auf unser alltägliches Leben gibt es damit also eine ganze Reihe an Übertragungsmöglichkeiten.
Beispielsweise der achtsame, also aufmerksame Umgang mit uns selbst und unserem Körper: Unser Körper trägt uns durch unser Leben und wir sollten uns deshalb auch immer wohlwollend um ihn kümmern. So sollten wir dafür sorgen, dass er gutes Essen erhält, beweglich und gesund bleibt. Und das ist als Gesamtpaket häufig gar nicht so einfach. Da müssen wir auf vielen Ebenen sehr achtsam sein.
Genauso ist das beispielsweise mit unserer Seele. Auch für sie müssen wir sorgen und darauf achten, dass es ihr gut geht. Wir dürfen ihr nur soviel zumuten, wie sie erträgt. Und wenn sie zu viel ertragen hat, müssen wir ihr die Möglichkeit geben, sich wieder zu erholen oder auch wieder gesund zu werden. Das ist ein ganz schön großes Paket an Verantwortung, das wir uns selbst gegenüber tragen, oder? Und das ist nicht alles, denn:
Achtsamkeit betrifft nicht nur unseren eigenen Ich-Kosmos, sondern auch die Welt um uns herum. Zum Beispiel, achtsam, also aufmerksam und wachsam mit unserer Umwelt umzugehen, mit den Menschen, die uns umgeben, unserer Familie, unseren Freund*innen, unseren Arbeitskolleg*innen, unseren Bekannten und Nachbarn. Oder achtsam mit der Natur, mit der Erde, auf der wir leben, mit der Pflanzen- und Tierwelt, im Prinzip mit allem, was uns umgibt – ein ganz schön weites Feld.
Wozu brauche ich Achtsamkeit?
Ein achtsamer Umgang mit uns selbst und mit unserer Umwelt hilft uns dabei, uns und andere besser zu verstehen, Dinge besser einzuordnen, Bedürfnissen besser gerecht zu werden und insgesamt zufriedener und glücklicher zu leben. Denn häufig leben wir nach Prinzipien und in uns klingen Sätze wie „Reiß dich zusammen“, „Du schaffst das schon irgendwie“, „Da musst du jetzt durch“. Leben wir zu lange in solchem Glauben, laugt unsere Seele aus, wir haken Dinge ab, nehmen Momente nicht mehr wahr und verspüren immer weniger Genuss, Lebensglück und Zufriedenheit.
Wie werde ich achtsam?
Vielleicht fragst du dich nun, wie du achtsamer werden kannst? Es ist eigentlich gar nicht so schwer! Sicherlich bist du in vielen Bereichen schon ganz schön achtsam – diesen Status quo solltest du dir zuerst einmal vor Auge führen.
Übung: Notiere dir, wo und in welchen Situationen du achtsam bist und was genau deine Achtsamkeit ausmacht – und zwar bezogen auf deinen Körper, deine Seele, deine Mitmenschen und deine Umwelt. Sicherlich fallen dir ganz viele Beispiele ein. Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Auf jeden, wirklich jeden einzelnen Punkt in einer solchen Liste darfst du sehr stolz sein! Vielleicht fragst du dich jetzt: „Auch wenn ich gefaulenzt habe oder gar nicht genau wusste?“ Ja, auf jeden Fall auch dann. Denn du bist dir bewusst darüber, hast wahrgenommen und in dich hineingespürt und vielleicht eine Entscheidung getroffen. Das sind wichtige Aspekte für mehr Achtsamkeit im Leben.
Anhand einer solchen Aufstellung kannst du nun überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, deine Achtsamkeit zu schärfen in den Bereichen, in denen du aus deiner Wahrnehmung heraus noch nicht so achtsam bist. Setze dir vielleicht ein bis zwei erreichbare Ziele für die nächsten Wochen und beobachte dich selbst dabei, wie du deine Achtsamkeit in diesen Bereichen ausbaust. Vielleicht schreibst du dir deine Ziele auf einen Zettel und platzierst diesen an deinem Bett. So kannst du jeden Abend einmal Revue passieren lassen, wie weit du mit deinen Zielen vorangekommen bist.
Achtsamer werden: Es ist wichtig, dran zu bleiben
Besonders wichtig ist es nun, dranzubleiben. Denn dein neuer Fokus auf die Achtsamkeit muss über einen längeren Zeitraum kontinuierlich eingeübt werden, um irgendwann automatisch zu funktionieren. Deshalb solltest du diese oder andere Achtsamkeitsübungen mehrmals in der Woche über einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten durchführen.
An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp: Achtsamkeit kann auf Dauer nur gelingen, wenn die Dinge, die wir tun, mit uns in Resonanz stehen und in uns Zufriedenheit auslösen. Hier hilft es, immer wieder in sich hineinzuspüren. Welche Gefühle werden tatsächlich in mir ausgelöst? Fühle ich mich wirklich rundum gut dabei? Macht es mich zufrieden? Spüre ich Glück? Oder möchte ich andere damit beeindrucken, möchte ich jemandem damit gefallen? Möchte ich dazugehören? Deine Antworten auf diese Fragestellungen sind essentiell wichtig, damit du für dich entscheiden kannst, was dir wirklich langfristig und nachhaltig guttut, dich wirklich glücklich und zufrieden macht.